Marketingversprechen der Futtermittelindustrie
Bei welchen Aussagen solltest du genauer hinschauen?
Das erwartet dich in diesem Beitrag:
- Futter in Lebensmittelqualität
- Trockenfutter-Zusammensetzung: frisches Fleisch
- Futter mit Huhn
- Für Allergiker geeignet
- wertvolle Kräuter
- vitaminreiches Obst und Gemüse
- Futter ohne Zusatzstoffe
- frei von Getreide
- Gesundheits- und Heilversprechen
- Schonend kalt abgefülltes Nassfutter
Hier kannst du den Podcast zum Artikel hören:
Täglich prasselt Werbung auf uns ein, und besonders beim emotionalen Thema Haustierfütterung gibt es zahlreiche Werbeversprechen, die uns von einem Futter überzeugen sollen. Was wirklich hinter den Slogans steckt, haben wir einmal unter die Lupe genommen.
“Futter in Lebensmittelqualität”
Vorweg: Tierische Nebenerzeugnisse werden in drei Gruppen aufgeteilt. Entscheidend ist hierbei das Risiko, Krankheiten auf den Menschen zu übertragen. Egal, welcher Gruppe die Erzeugnisse zugeordnet sind, Kontrollen gibt es immer.
- Gruppe 1 – hohes Risiko
- Gruppe 2 – mittleres Risiko
- Gruppe 3 – geringes Risiko
Die Erzeugnisse aus Gruppe 3 dürfen im Tierfutter verwertet werden. Es gibt sogar tierische Nebenerzeugnisse aus Gruppe 3, die auch von Menschen verzehrt werden. Beispielsweise landet Pansen in einigen Regionen Deutschlands regelmäßig auf dem Teller. Da jedoch mehr Tiere geschlachtet werden als Pansen gegessen wird, wird er auch gern im Tierfutter verwendet.
Tierfutter fällt immer in Risikogruppe 3. Ist ein tierischer Bestandteil einmal Gruppe 3 zugeordnet, kann dies nicht rückgängig gemacht werden. Es ist also keine Lebensmittelqualität mehr, sobald es einmal als für den Verzehr durch Tiere markiert wurde. Wird ein Lebensmittel einmal als Tierfutter deklariert, darf dasselbe Lebensmittel nicht wieder zu einem Lebensmittel umgewandelt werden. Ist ein Stück Pansen also einmal für Tierfutter freigegeben, darf dasselbe Stück Pansen nicht für den Verzehr durch Menschen verkauft werden. Die Aussage “Futter in Lebensmittelqualität” ist also falsch.
Trockenfutter-Zusammensetzung: “Frisches Fleisch”
In einigen Zutatenlisten von Trockenfutter findet sich frisches Fleisch an erster Stelle. Doch Achtung: Hier bedienen sich einige Hersteller eines kleinen Tricks. Die Zutatenliste auf einem Futter ist in absteigender Reihenfolge sortiert. Zuerst die Zutat mit dem größten Anteil, zuletzt die Zutat mit dem prozentual geringsten Anteil. Bei frischem Fleisch wird auch der Wasseranteil mitgemessen. Somit überwiegt in der Rezeptur der Anteil an Fleisch. Damit ein Trockenfutter jedoch ein Trockenfutter ist, muss an einem gewissen Punkt der Herstellung dem Fleisch das Wasser entzogen werden. Somit würde es auf der Zutatenliste weiter nach hinten rutschen. Mit der Formulierung “frisches Fleisch” umgehen Hersteller dies und platzieren Fleisch weiter vorn. Ein Futter mit frischem Fleisch an erster Stelle enthält also nicht automatisch mehr Fleisch als ein Futter, bei dem Fleischmehl (getrocknetes Fleisch) an einer späteren Stelle aufgelistet ist.
“Futter mit Huhn”
Gesetzlich geregelt ist, dass die Futterbestandteile, welche zu Werbezwecken auf der Verpackung abgebildet oder hervorgehoben erwähnt sind, einen Anteil von mindestens vier Prozent ausmachen müssen. Vier Prozent sind jedoch nicht viel. Und vor allem bei Allergikern oder sensiblen Tieren sollte noch einmal genauer auf die Zusammensetzung geschaut werden. Neben den vier Prozent Huhn könnten außerdem auch noch weitere Proteinquellen verarbeitet worden sein.
“Für Allergiker geeignet”
Allergien sind individuell verschieden. Nicht jedes Tier reagiert auf die gleichen Allergieauslöser. Abgesehen von hydrolisiertem Futter (welches auch nicht von jedem Tier vertragen wird) gibt es also kein Futter, das universell für Allergiker eingesetzt werden kann. Ein Futter mit der Proteinbasis Pferd kann von einem Tier super vertragen werden, für ein anderes Tier, das auf Pferd reagiert, ist es jedoch nicht geeignet.
“Mit wertvollen Kräutern”
Gezielt eingesetzte und fachkundig dosierte Kräuter im Rahmen einer Phytotherapie können Hunden und Katzen durchaus zugutekommen. In einigen Futtermitteln werden jedoch scheinbar wahllos Kräuter beigegeben, um einen möglichst gesunden Anschein zu erwecken. Oftmals sehen wir hier auch Kräuter in der Deklaration, die laut Giftdatenbank sogar giftig sind. Bei einigen Produkten fehlt die genaue Angabe, um welche Kräuter es sich überhaupt handelt. Unser Tipp: Falls dein Tier ein Leiden hat, das du gerne mit Kräutern lindern möchtest, verzichte lieber auf Futter mit Kräutern und konsultiere eine Expertin oder einen Experten für Phytotherapie.
“Mit vitaminreichem Obst und Gemüse”
Der Zusatz “mit vitaminreichem Obst und Gemüse” impliziert oft, dass dieses ausreicht, um den Vitaminbedarf des Hundes oder der Katze zu decken. Leider enthalten Obst und Gemüse in den Mengen, in denen sie im Futter enthalten sind, nicht ausreichend Vitamine. Diese sollten also unbedingt in Form von Zusatzstoffen zugefügt sein, damit das Futter bedarfsgerecht sein kann.
“Futter ohne Zusatzstoffe”
Auch hier setzen Hersteller auf eine Assoziation mit Natürlichkeit. Ein Futter ohne Zusatzstoffe kann keine bedarfsgerechte Ernährung gewährleisten. Zumindest ist uns noch nie eins begegnet, das es war. Leider werden auch diese Futtersorten oft als Alleinfuttermittel deklariert. Ein Alleinfutter zeichnet sich jedoch dadurch aus, dass es ohne weitere Zufütterungen den Bedarf des Tieres decken kann. Dies kann ein Futter ohne Zusatzstoffe nicht sein.
“Frei von Getreide”
Das Label “getreidefrei” ist seit einigen Jahren ein fester Bestandteil des Futtermittel-Marketings. Viele Tierbesitzer legen Wert auf ein Futter ohne Getreide. Gemeint ist dabei oft Weizen, denn Reis, welcher ebenfalls ein Getreide ist, wird von den meisten problemlos und auch gerne gefüttert. Hunde vertragen Getreide jedoch sehr gut. Und auch Katzen können Getreide in gewissen Mengen zu sich nehmen. Die Verdaulichkeit ist also durchaus gegeben.
Gesundheits- und Heilversprechen
Heilversprechen wie “Unser Futter verbessert den Fellglanz” sind nicht zulässig. Auch Zeckensnacks versprechen, dass das Tier weniger Zecken hat. Ein Versprechen, das laut aktuellem Forschungsstand nicht belegbar ist.
“Schonend kalt abgefülltes Nassfutter”
Nassfutter wird meist in Konserven abgefüllt und ist dadurch lange haltbar, dass es erhitzt wurde. Eine kalte Abfüllung ist in diesem Sinne wohl überflüssig.
Zusammenfassend lohnt sich ein kritischer Blick hinter die Marketingslogans. Die Verpackungen halten leider nicht immer, was sie versprechen. Im Zweifelsfall ist es immer sinnvoll, die Ration einmal durchrechnen zu lassen, um zu wissen, ob dein Tier mit allen Nährstoffen gut versorgt ist.