Hundefutter (Hundemarmelade) bei “Die Höhle der Löwen”. Was sagt eine Expertin zu den neuen Produkten?
Das erwartet dich in diesem Beitrag:
Dieser Beitrag enthält Werbung, da Marken genannt werden.
Worum geht es?
Die erfolgreiche TV-Show “Die Höhle der Löwen” (VOX) bietet GründerInnen die Möglichkeit, ihre Produkte und Ideen vorzustellen und sich so einen Deal mit einem der Löwen – InvestorInnen – zu sichern.
Am 9. Mai 2022 wurde die Folge ausgestrahlt, in der das junge Unternehmen “Stevi&Schnück’s” vorgestellt wurde. Gründerin Stevi Page entwickelte nicht nur eine Hundemarmelade sondern direkt auch noch ein passendes Brot und zusätzlich einen Kaffee für Hunde. Ihr Werbeversprechen: Die Futtermittel kommen ohne Zucker & Konservierungsstoffe aus und sind zudem sehr gesund und ökologisch.
Das hat mich neugierig gemacht, so dass ich mir die Produkte genauer angeschaut habe.
Hundemarmelade
Zur Entwicklung der Hundemarmelade erzählte Gründerin Stevi eine kleine Anekdote. Eigentlich wollte sie Marmelade für sich kochen, meinte also zu ihrer Hündin “Schnücks, wir kochen Marmelade.”. Da Menschen-Marmelade nicht unbedingt geeignet für Hunde ist, ging ihre Hündin jedoch leer aus. Und so entstand der Gedanke einer Marmelade für Hunde zu entwickeln.
Vier Sorten Hundemarmelade gibt es mittlerweile bei Stevi&Schnücks zu kaufen: Kalb, Lamm, Hühnchen und eine vegetarische Variante.
Eine Einheit wiegt 275 Gramm und kostet (Stand 10.05.2022) 5,90 Euro. Mir ist aufgefallen, dass alle “Marmeladen” einen sehr hohen Feuchtigkeitsgehalt (jeweils fast 90 %) haben. Ein Großteil der Produkte ist also entsprechend Wasser. Verpackt sind die Marmeladen in Schraubgläsern. In dem Fernsehbeitrag warb Stevie unter anderem damit, dass ihre Produkte nachhaltig seien. Aus meiner Sicht ist ein Produkt, das fast zu 90 % aus Wasser besteht in Gläsern transportiert wird nicht unbedingt nachhaltig. Ein Pulver, welches man dann mit Wasser anrührt wäre zum Beispiel nachhaltiger gewesen.
Der Hauptbestandteil der Sorte “Einhorn” (Hühnchen) ist Geflügelfond. Eine der Kritiken der Löwen lautete entsprechend, dass die Produkte einfach zu imitieren seien. Stevi gab dies zu uns sagte in dem Beitrag “meine Produkte sind nichts besonderes”. Aber es ginge um das Marketing und um sie als Gründerin im Hintergrund.
In den Fleisch-Marmeladen ist zudem Gelatine enthalten. Ich gehe davon aus, dass diese vom Rind oder vom Schwein stammt. Somit handelt es sich bei den Marmeladen nicht um Monoprotein Produkte. Dies ist nicht explizit deklariert und könnte bei Allergikern zu Problemen führen. Die Gelatine ist in der Huhn Variante übrigens zu einem größeren Anteil enthalten, als die einzelnen Gemüsekomponenten.
Positiv aufgefallen ist mir, dass die Marmeladen korrekt als Ergänzungsfutermittel deklariert sind. Sie also nicht zur ausschließlichen Fütterung geeignet sind.
Das vegetarische Produkt “Liebe” könnte bei manchen Hunden durchaus auch zu einer normalen Fütterung eingesetzt werden, um bei dieser die Akzeptanz zu verbessern.
Fazit:
Jeder muss für sich entscheiden, ob er bereit ist 5,90 € für ein solches Glas zu bezahlen. Das im weiteren Sinne eine Brühe mit etwas Einlage ist.
Hundebrot
Das Hundebrot ist eine Backmischung, welche wie die Marmeladen im Glas angeboten wird. Grundsätzlich finde ich die Idee einer Backmischung gut. Eine Backmischung umfasst 50 g Trockenmasse. Diese muss mit Fleisch der eigenen Wahl sowie einem Ei angerührt und anschließend im mitgelieferten Glas (ohne Deckel) gebacken werden.
Mein größter Kritikpunkt an dieser Stelle bezieht sich auf das Nachhaltigkeitsverprechen von Stevi&Schnück’s. Das Schraubglas ist bei Anlieferung lediglich zu einem Viertel gefüllt. Sicherlich kann ein Schraubglas wiederverwendet werden. Aber es ist für nur einen Backvorgang vorgesehen. Stevi&Schnück’s verkauft das Produkt zum einmaligen Gebrauch – danach ist schließlich der Inhalt verbraucht.
Das Hundebrot besteht aus Lupinenmehl, Kartoffelflocken, getrocknete Karotten, Kürbisflocken, Pastinaken, Aprikosen, Feigen und BLÜMLI-Leckerchen (welche aus weiteren Komponenten zusammengesetzt sind).
Immerhin werden so durch das Brot Kohlenhydrate in die Ration integriert.
Eine 50 g Backmischung kostet übrigens 5,90 Euro. Ich finde das recht viel dafür, dass die zwei Hauptzutaten Lupinenmehl und Kartoffelmehl in handelsüblichen Shops nur je 0,60 €/ 50 g kosten. Natürlich ist bei einer Muffinbackmischung, die wir im Supermarkt kaufen das ganze Produkt auch teurer, als wenn man die Einzelkomponenten kauft. Man bezahlt natürlich mit, dass einem viel Arbeit abgenommen wird. Und die Form mitgeliefert wird. Auch hier muss wieder jeder für sich entscheiden, ob der Mehrwert durch die Vereinfachung des Backens den hohen Preis wert ist. Für mich ist bei diesem Produkt das Preisleistungsverhältnis nicht stimmig.
Es wird damit geworben, dass dadurch, dass jeder sein Fleisch selbst hinzu gibt das Produkt wunderbar für Allergiker geeignet ist. ACHTUNG durch die lange Zutatenliste würde ich dieses nicht für Allergiker empfehlen. Ziel bei Allergikern sollte es sein, Produkte zu verwenden, deren Zutatenliste so kurz wie möglich ist. Mehl, Ei, Fleisch etwas Kohlenhydratflocken sollten ausreichen, um ein Hundebrot zu backen.
Zum Hundebrot gibt es eine Fütterungsempfehlung. Diese bezieht sich auf zwei Scheiben Brot. Nicht angegeben ist dabei wie dick oder schwer diese sein sollen.
Für eine bessere Einschätzung habe ich zwei Scheiben auf ein Gewicht von 100 Gramm geschätzt. Aufgrund der geschlossenen Deklaration ist eine ganz genaue Berechnung leider nicht möglich, weil ich nicht weiß, wie viel von welcher Komponente wirklich enthalten ist.
Mit Schätzwerten habe ich das Produkt “nachgebaut” und komme auf eine Energiemenge von 354 kcal. Das entspricht 39 % des täglichen Energiebedarfs eines ca. 28 kg schweren Dalmatiners.
Im Pitch (der Präsentation des Unternehmens) wurde suggeriert, ich könne Brot und Marmelade einfach als eine Art Leckerli neben der täglichen Fütterung geben. Bei einem gesunden, erwachsenen, normalgewichtigen Hund ist es kein Problem ab und an etwas von der normalen Ration abzuziehen und mit dem Frühstück zu ersetzen. Sobald der Hund jedoch zum Beispiel bereits eine reduzierte Ration erhält, weil er abnehmen soll oder auch die Nährstoffdichte der Gesamtration bereits sehr knapp bemessen ist, kommen die Nährstoffe zu kurz. Die Ration ist nicht mehr bedarfsgerecht.
Die Brote sind sehr kalorienhaltig, so dass sie nicht regelmäßig ohne Einberechnung gefüttert werden sollten. Und damit kommen wir zur letzten Produktkategorie von Stevi&Schnück’s.
Hundekaffee
Der Kaffee besteht aus Fleischknochenmehlen. Stevis Aussage in der Präsentation: “[der Hundekaffe] enthält Calcium und Phosphor, das ist wichtig und braucht jeder Hund”.
Und hier möchte ich klar sagen: Nein!
Nicht jeder Hund benötigt zusätzlich Calcium und Phosphor. Hunde mit BARF- oder Kochrationen benötigen natürlich eine Calcium- und Phosphorquelle. Hunde, die mit einem Alleinfuttermittel gefüttert werden, benötigen diese jedoch nicht! Bei Welpen im Wachstum kann eine falsche Calcium und Phosphorzufuhr fatal sein.
Dazu kommt, dass beim Hundekaffee keine Angaben zu den Mengen von Calcium und Phosphor gemacht werden. Das macht es nahezu unmöglich sie in Rationen, bei denen gegebenenfalls noch Calcium und Phosphor ergänzt werden müssen, zu integrieren. Durch die geschlossene Deklaration ist es nicht möglich, die Werte selbst zu berechnen. Für meine Art der Ernährungsberatung ist dieses Produkt daher ungeeignet.
Die Fütterungsempfehlung gilt laut Herstellerin für trächtige Hündinnen, Welpen und Senioren gleichermaßen. Das ist nicht möglich. Jede dieser Gruppen bräuchte eine eigene Fütterungsempfehlung, da die Bedarfswerte für Calcium und Phosphor hier weit auseinander gehen.
Fazit
Im DHDL-Beitrag ging es viel um die Vermenschlichung von Hunden. Dies spielt an dieser Stelle sicherlich eine Rolle. Darüber möchte ich jedoch nicht urteilen. Jeder kann selbst entscheiden, wie er mit seinem Hund zusammen leben möchte. Wichtig finde ich, dass falls jemand eines der Produkte füttert vor allem die Kalorien und beim Kaffee auch die entsprechenden Bedarfswerte für Calcium und Phosphor des eigenen Tieres im Blick behält.
Im großen und ganzen könnte man, wie im Fernsehbeitrag erwähnt, die Produkte deutlich günstiger durch Alternativen ersetzen.
Habt ihr noch Fragen zu diesem Beitrag? Lasst es mich wissen und schreibt mir auf Instagram @die_futtertieraerztin